Wo plätschert der Rheydter Bach?

In der Rheinischen Post vom 20.September 2008 wurde über die Hohnschaft Pongs berichtet. Darin wurde erwähnt: „…der Rheydter Bach plätschert und schleicht sich an dem Örtchen vorbei“. Niemand hatte das Plätschern wahrgenommen, ich wurde gefragt: „Wo ist der Rheydter Bach?“.

Hier möchte ich die Frage beantworten: Es gibt ihn noch als trockenen Graben, Wasser fließt nur noch nach Starkregenfällen, wie zuletzt im Mai dieses Jahres. In den Feldern nordwestlich und nördlich von Pongs und auf dem Friedhof Preyerstraße ist der Rheydter Bach noch offen sichtbar, ansonsten hat man ihn verrohrt und in gemauerten Kanaltunneln unter der Erde vergraben. Als er vor 100 oder 200 Jahren noch dauernd Wasser führte,

entsprang er in einem Sumpfgebiet nordwestlich von Pongs. Heute ist dort das Militär-gelände zwischen Einsiedlersiedlung (gehört zu Dorthausen), Aachenerstraße und Eierböschke, dort wo der Mittelwellensendturm des AFN steht, mit der roten Lampe an der Spitze. Gespeist wurde der Bach aus dem Oberflächenwasser der dort liegenden Waldgebiete. Eine dicke Lehmschicht verhinderte die Versickerung des Regenwassers. Das Wasser sammelte sich im Sumpf und floss von dort langsam ab. Durch Kriegs-einwirkung, Trockenlegung und Baumaßnahmen wurde das Quellgebiet so verrändert,
dass das Wasser nun am Ort versickert. Heute beginnt der erkennbare Graben an der Autobahn, ein Betonrohr unterquert die Autobahn. Der Graben hinter dem Betonrohr schlängelt sich nördlich von Pongs durch die Felder zum Friedhof (nicht zu verwechseln mit der Landwehr kurz vor Holt). Auf dem Friedhof ist der Graben sehr breit geworden. Er mündet hier an der Botzkull (Schrievers) in den gemauerten Kanal unter der Bachstraße verläuft weiter unter der Marktstraße und dem Hof des Rathauses Rheydt geradeaus bis zur Gracht. Der heutige Park- und Kirmesplatz war früher ein größerer Weiher. Weiter
verläuft er unter der Friedensstraße und Färberstraße bis der Tunnel hinter dem Stockholtweg endet. Von dort aus darf der Rheydter Bach seine letzten 100 m noch frei fließen und mündet nahe der Niersbrücke Zoppenbroich in die Niers. Im Bereich Pongs hat der Rheydter Bach noch nie geplätschert, das Gefälle ist viel zu gering.
Erst in der Botzkull war das Gefälle so groß, dass es dort geplätschert haben kann. 

Hochwasser in Pongs!
Pongs liegt nicht am Meer, Fluß oder Gebirgsbächen, woher soll hier das Hochwasser kommen? Erinnern wir uns an den Starkregen im Mai 2008. Die Preyerstraße war im Bereich des Friedhofeingangs so hoch überflutet, dass einige Autos nach Wasser -schaden am Motor steckenblieben, weil der Rheydter Bach dort über seine Ufer gestiegen war. Die Bewohner der Pongserstraße 146 und 148 kämpften während des Regens mit der Abdichtung ihrer Kellerfenster von außen. Die Kanalisation und das Regenrück -haltebecken an der Preyerstraße waren überlastet. In früheren Zeiten, vor 100 bis 500 Jahren war ohne Kanalisationn die Hochwassergefahr noch viel größer. In Pongs und Umgebung trifft man in 0,60-2,00m Tiefe auf eine Lehnschicht, die das schnelle Versickern von Regenwasser verhinderte. Das Wasser sammelte sich und floss an drei niedrigen „Tälern“ durch Pongs und verursachte dort Schäden. Die damaligen Bewohner von Pongs wussten sich zu helfen und hoben in den „Talsenken“ Gräben aus, damit das Wasser schneller zum Rheydter Bach abfließen konnte. Die Gräben wurden Jahr für Jahr
gepflegt, damit Sie nicht wieder zuwuchsen. Einen solchen Graben nannte man Soth. Es
gab eine westliche, eine mittlere und eine östliche Soth (Siehe Planskizze Pongs von
193o). Die Gärtensoth im Westen wurde gespeist aus dem Gebiet „Schwarzer Weg“ (50
Morgen) aus Richtung Genhülsen. An dieser Soth lagen auch noch die „Höttmal“
(Flachsbleiche am Pongser Kamp) und die Pongser Sandgrube (zwischen Pongser Kamp
und Pongser Heide) als Rückhalte und Versickerungsbecken. Die „Strucksoth“ brachte
das Wasser aus dem Stadtwald, dem Bereich des kleinen Weihers. Im Osten ent -wässerte eine Soth den Stadtwald im Bereich des großen Weihers, der erst im 19.Jahr -hundert als Eislieferant gegraben wurde, sowie den Bereich des heutigen Kleingartens an der Schützenstraße. In Pongs querten diese Gräben die Straßen als offene Furten. Erst 1867 wurde die erste Furt überbrückt. Bei Hochwasser wurden die Schulkinder im Hand -wagen durch die Furten gefahren zum Schutz gegen nasse Füße und Kleider. Erst im letzten Krieg durchschlugen die Bomben die Lehmschicht, der Autobahnbau schuf weitere Versickerungsflächen für das Oberflächenwasser, der Regenwasserkanal verbesserte den Wasserabfluss weiter. Heute findet man hier und da noch intakte Teilbereiche der alten „Sothen“.  Eine detailiertere Karte finden Sie unter www.heimatverein-pongs.de
von Manfred Pungs

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Pongs (Pungs) "Anno dazumal" ‑ einige Streiflichter                                   
 
 In Pongs liegt heute der geographische Mittelpunkt der Stadt Mönchengladbach.
 
Diese Honschaft hat, wie andere auch ihre Geschichte, von der wir noch nicht allzu viel wissen.  Einige Hinweise sind jedoch von Interesse.
 
Römerzeitlicher Fund
 
Die Mönchengladbacher Stadtgeschichte Band 1, 1994 markiert auch auf Pongser Gebiet eine römerzeitliche Fundstelle. Sie wird datiert in die 2. Hälfte des 2. Jhdts. Sie befindet sich am heutigen Pongser Kamp, der in einen Feldweg übergeht, ca. 300 m vom Ende der Pongser Strasse entfernt, Richtung Engelsholt.
 
Nach Auskunft des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Xanten, handelt es sich dabei um Keramikteile, die keinen Schluß auf ständige Besiedlung in dieser Zeit zulassen.  Die Funde sind im Rheinischen Landesmuseum in Bonn registriert und aufbewahrt.
 Dies mag von Interesse sein, auch wenn sich die römerzeitlichen Fundstellen auf das Gebiet Mülfort konzentrieren, da sich dort seit alters wichtige Verbindungswege überschnitten.

Pongs ‑ Höfe
 
Auf Rheydter Gebiet gibt es seit langem Honschaften. Die Benennung ihrer Anzahl ist im Laufe der Geschichte schwankend. Höfe sehr alten Datums bildeten den Ursprung der Honschaften; so z. B. der Wateler Hof, der nordwestlich von Pongs gelegen, bereits im 10. Jhdt. erwähnt wird.
Man weiß, daß sich zu einem Einzelhof im Laufe der Zeit weitere Höfe zugesellten und mehr und mehr eine Honschaft bildeten. Auch in die Pongser Geschichte reichen alte Höfe zurück. Pongs ‑ Höfe werden sie genannt. In späterer Zeit werden sie nummeriert von 523 ‑533.
 
 Die Honschaft ‑ Pongs
 
Das Gebiet der ehemaligen "Herrschaft Rheydt" teilte sich in mehrere Honschaften auf. Bis zum 16. Jhdt. zählte man sechs, später nur noch vier.
Im 19. Jhdt. werden neun Ortsteile genannt, Pongs gehörte dazu.
 
Eine der Honschaften war die "Buscher Honschaft", auf der sog. höheren Ebene gelegen, im Unterschied zur unteren Ebene zur Stadt hin. Sie umfaßte die Siedlungen Morr, Pongs, Schrievers, Bach ( auch Boot genannt ) und Wateler. Pongs war also seinerzeit Honschaft in diesem Zusammenhang.
Eine Karte von 1844 zeigt den Umfang der Buscher Honschaft, aber auch die abgeschiedene Lage von Pongs (Pungs).

Pongs hatte damals keine durchgehenden Straßen, nur alte Verbindungswege in Richtung Kirchen, Friedhof usw.
Freilich gab es eine Verbindung nach Holt und Genhülsen.
Die heutige Pongser Straße war Anfang des Jhdts noch nicht ausgebaut. Am Rande sei vermerkt, daß die heutige Dahlener Str. 1843‑46 entstand.
 
Honschaften
 
Bis zur Franzosenzeit bewahrten die Honschaften gegenüber der Gesamtgemeinde eine gewisse Selbständigkeit, mit Selbstverwaltungsaufgaben. Mit ihr waren Rechte und Pflichten verbunden. Jede Honschaft hatte z. B. zeitweise einen Vorsteher und zwei Geschworene, zur Verwaltung und Beaufsichtigung des Honschaftseigentums, welches hauptsächlich in den besonderen Weidebezirken bestand.
Aber auch beim Zuzug von weiteren Bauern waren die Honschaften zeitweise bestimmend.
Doch diese Selbständigkeit ging nach und nach im Laufe der Zeit verloren.
 
Der Umfang von Pongs
 
1822 erfolgte auf ministerielle Anweisung eine Aufstellung von Bürgerlisten. Die Rheydter Liste hält fest, daß Pongs damals über 21 Häuser verfügte. Mit Hilfe dieser Zahl läßt sich grob die Einwohnerzahl abschätzen.
Die Nummerierung der Häuser geschah nicht Straßenweise, sondern ging durch die ganze Gemeinde.  Pongs begann mit der Zahl Nr. 523.
 
Die Pongser Heide
 
Von der Pongser Heide, nordwestlich der alten Siedlung Pongs gelegen, ist interessantes zu berichten.
Sie war für Übungen mancher Art gut geeignet und wurde auch entsprechend genutzt. Auch paramilitärische und militärische Aktionen fanden hier statt. (Nebenbei bemerkt: In der sich westlich anschließenden Dahlender Heide fand 1568 die große Schlacht zwischen niederländischen und spanischen Truppen statt). In der Pongser Heide nahm 1839 an einem heißen Julitag der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm (später König Friedrich Wilhelm IV.) eine Parade ab unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aus der Umgebung.
Damals gab es hier eine kleine Garnison zur Mitsicherung der etwas unsicheren benachbarten Grenzen.
 
Pongs und das Wasser
 
Pongs hatte lange mit Überschwemmungen zu leben, bedingt durch eine wasserundurchlässige Tonschicht unter der Humusschicht.
Der mittlerweile nicht mehr erkennbare Rheydter Bach hatte sein Quellgebiet im Gelände des ehem. Wateler Hofes, jenseits der heutigen Autobahn, in der Nähe des Senders im derzeitigen Militärgebiet. Er floß nördlich von Pongs in Gräben zur Botzkuhl (heute innerhalb des Städt. Friedhofes Preyerstraße),wo er als Folge des Gefälles zur unteren Ebene (Höhenunterschied ca. 30 ‑ 35 m) einen Einschnitt bildete und entlang Schrievers und Bach (heute Bachstr.) ein Tal hervorrief.
Fünf lang gezogene Bäche, die ihr Quellengebiet im Bereich der Weiher im Stadtwald und umliegenden Wiesen hatten, gesellten sich hinzu. Sie alle sorgten gelegentlich für erhebliche Überschwemmungen, die durch Kanalisation mittlerweile abgestellt sind.

Pongs ‑ zu den Zeiten der Anfänge des Örtlichen Vereins                         
 
Pongs war als ein Stadtteil mit Rheydt verbunden. Rheydt hatte im Jahre 1871 13.766 Einwohner. Davon waren 8.591 evangelisch, 4.983 katholisch.
Schon um die letzte Jahrhundertwende hatte der katholische Bevölkerungsteil ‑ bedingt vor allem durch Zuzug ‑ den evangelischen erstmals zahlenmäßig überflügelt. Diese Entwicklung hielt längerfristig an.
Pongs jedoch nahm sehr langsam an dieser Entwicklung teil und blieb noch lange Zeit überwiegend evangelisch.
Den erwähnten Zuzug muß man in folgendem Zusammenhang sehen: Nach 1870 siedelten sich neben der wachsenden Textilindustrie Metallverarbeitende Betriebe und ab 1881 auch die Elektroindustrie in Rheydt an. Dies zog viele Menschen aus der katholisch geprägten Umgebung an, die Arbeit und Wohnung fanden.
 
Zur damaligen geographischen Lage ist festzuhalten:
 
Umrahmt von umfangreichen Wäldern, weitab vom Zentrum der Stadt Rheydt, lag idyllisch die kleine Dorfgemeinde: Im Süden von Buchenwald (Dreeschke). Im Westen den "50 Morgen" (Fichtenwald) und anlehnend Buchen‑, Eichen‑ und Birkenwald, war das Dorf eingeschlossen.
Nördlich begrenzte das hügelige Ackerland die lang gezogene "Landwehr", und Östlich, den Friedhof einengend, die "Botzkuhl" mit prächtigem Buchenbestand. Der lange Pongser Kommunalweg, heute Pongser Straße, war in jener Zeit in sehr schlechter Verfassung und bei Entfrosten nach strengen Wintern für Fuhrwerk und leichtere Transportgeräte kaum passierbar. Neben dieser Hauptstraße durchschnitt parallellaufend die jetzige Forststraße die Ortschaft. Im Westen verlief abschließend der Genhülsener Weg, heute Pongser Kamp.
Die beiden Parallelstraßen waren durch fünf Gassen verbunden.
 
Sieben Bauernhöfe
( Carl Pohle, Karl Kuhlen, Friedr. Pöstges, Gustav Pungs, Arnold Hermanns, Johann Kuhlen und Adam Mühlen), deren Anwesen fast alle von beiden Straßen begrenzt wurden, bildeten mit dem von S. Beines erbauten, von dem Holländer Eick erworbenen, von Franz Schlott sowie Haß weitergeführten, später von den Familien Dilthey übernommenen großen Gutshof den Kern der Ortschaft.
Die übrigen Bewohner waren Hausweber, gingen in die umliegenden Fabriken, wurden Handwerker oder Kaufleute. Fast alle Familien besaßen Gärten, Ackerland, Waldparzellen und Vieh. Bäckerei, Kolonialwarenhandlung,
Gastwirtschaft und Kohlenhandlung sowie Hausierer versorgten die Einwohnerschaft mit den benötigten Lebensbedarfs­ und Genußmitteln. Drei Dorfpumpen und ein halbes DutzendPrivatbrunnen‑ oder pumpen lieferten das unentbehrliche Wasser. Es mußte teilweise weither in Tonnen herangeschafft werden.
 
Zwei Weiher, "der Graaf" und die "Höttmaar", entstanden durch umfangreiche Lehmausgrabungen für die Fachwerkbauten. Sie waren im Winter Eistummelplätze, lieferten zugleich aber auch Eis für den Eiskeller in der Stadt. Einer Sandgrube entnahm man den benötigten Sand zum Bauen.
 
Die patriotische Bürgerschaft war in der Mehrzahl christlich eingestellt. Jahrzehntelang waren Bürgerinnen und Bürger treue Gottesdienstteilnehmer in den 3 km entfernten Kirchen der Stadt. Einem dringenden Bedürfnis entsprechend wurden später die Herz‑Jesu‑Kirche an der Pongser Straße für die Katholiken und der Betsaal im Pongserwald für die Evangelischen erbaut. Die Einwohner waren fleißig, sparsam und heimattreu. Im Beruf stehende Männer und ihre Familien bearbeiteten Gärten, Felder und Höfe, und versorgten die Haushaltungen mit Holz aus den Waldbeständen. Gerätschaften und Werkzeuge fehlten vielfach und mußten von weither entliehen werden. Diesem Übelstand abzuhelfen, sollte der Örtliche Verein später dienen, neben dem ursprünglichen Zweck nationaler Betätigung.

 

von Manfred Pungs

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